Die skurrile Bilderwelt der Heike Sistig

Heike Sistig zeichnet immer und überall, weil das Zeichnen ihr ein existentielles Bedürfnis ist. “Bis auf den kleinsten Winkel gefüllte Blätter einer Schreibtischunterlage zeugen von diesem Drang des Zeichnenmüssens.” (Kölner Rundschau, 2004)

die vielen „heimlichen Freunde“

Heike Sistig zaubert ein ebenso originelles, wie vielfältiges Universum von Phantasiegestalten und Szenen aufs Papier. Eine solche unvergleichliche Bilderwelt scheint wie von selbst aufs Papier zu strömen. Als hätte Heike Sistig den Schlüssel dazu, die vielen „heimlichen Freunde“, wie sie ihre Figuren nennt, aus ihrem Gehirn zu befreien und auf dem Papier zum Leben zu erwecken.

Unvergleichliche Bilderwelt

Reliefcollage mit Zeichnungen mit Blechdeckel
„Wollen und Glauben“
Reliefcollage aus Zeichnung
„Vertrauen“
Reliefcollage aus Zeichnung
„Weltanschauung“
Reliefcollage aus Zeichnung
„Dem Schrecken direkt ins Auge geschaut“

Heike Sistigs Collagen gehen immer von der Zeichnung aus, die sie mit einer kleinen Schere filigran ausschneidet und leicht mit Kaffee coloriert. Für die gezeichneten Figuren baut sie Lebensräume, setzt sie mit kleinen Gegenständen und vorgefundenen Papieren in Kontext. Dabei dient ihr die „ganze Welt“ als künstlerisches Material. Material, das sie in Kisten und Kästen, in Schubladen und Schränken sammelt, um es irgendwann als Impuls- und Ideengeber zu verwenden. Favoriten in dieser Materialsammlung sind bedruckte Papiere, Tapetenreste, Fotos, Kartons, Holzreste, ausgediente Gegenstände es Alltags etc., Materialien, die ursprünglich einem spezifischen Zweck gedient haben. Dabei werden die Spuren des Gebrauchs der scheinbar „wertlos“ gewordenen Dinge in ihrer besonderen ästhetischen Bedeutung berücksichtigt, aber auch die Geschichten, die diese Objekte noch erzählen können.

Bei den Reliefcollagen erschafft sie durch das Übereinanderschichten von Zeichnungen und Collagematerial mit Hilfe farbiger Flächen und Übermalungen mit Asphaltlack Räumlichkeit. Damit erzeugt sie illusionäre Tiefendimensionen, durch gespannte Garne zusätzlich lineare Konstruktionen. Daneben wird Räumlichkeit auch über Schattenwirkungen von den ausgeschnittenen und eincollagierten Figuren suggeriert.

Der durch Schichtung des Collagematerials entstandene illusionierte Raum ähnelt einer Bühne, auf der der Vorhang gerade geöffnet wurde. Das sichtbar gemachte Bühnenbild vermittelt die Szenerie eines Spiels, das den Betrachter zum Weiterdenken der Geschichte auffordert. Heike Sistig erzählt mit ihren Collagen Geschichten und lädt die Betrachter ein, sich ihre eigene Geschichte auszudenken. Die oft verblüffenden Titel dienen dazu als Anregung, sollen aber den Assoziationen und der angeregten Phantasie der Betrachter keine Limitierungen bieten.

Heike Sistigs Werke und deren Entstehungsbedingungen verweisen auf den hohen Stellenwert, den das Spiel und das Spielen für die Künstlerin hat. Kunstmachen ist für Heike Sistig ein Spiel auf einem Spielfeld, mit bewährten Strategien, gelegentlich aber auch mit neu entwickelten, die sich nach oder gegen Regeln der Kunst richten. Sie gibt sich nie mit der ersten Lösung zufrieden, sondern ringt sich neue Formen und Wege ab, um sich permanent zu fordern und andere Wege zu gehen.

Heike Sistigs Zeichnungen und Collagen sind ungewöhnlich und sehr originell. Diese Bilderfindungen bedienen sich zwar einigen Zitaten der Kunstgeschichte, sind jedoch in keine der Schubladen des zeitgenössischen Kunstbetriebes einzuordnen.

Ihre Arbeiten werden seit vielen Jahren regelmäßig in diversen Galerien, Ausstellungen (darunter das Kölner Stadtmuseum) gezeigt.